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Atemschutz-Heißausbildung in Luxemburg - Ostern 2017



Unser Besuch bei RAGTAL am 15. April 2017

Um den hohen Ausbildungsstand unserer Atemschutzgeräteträger weiter zu verbessern, hat unser Stadtbrandinspektor (SBI) dieses Jahr mehrere Termine bei einer Heißausbildungsanlage in Luxemburg organisiert. Unsere Gruppe sollte die erste sein, die die regionale Atemschutzgeräteträger-Ausbildungsstätte Luxemburg (RAGTAL) besuchte.

So machten sich am Karfreitag (Einsätze kennen auch keine Feiertage) zwölf Kameraden (je drei aus Hofheim und Langenhain, sowie sechs aus Lorsbach) auf den Weg an die Mosel. Unsere beiden Mannschaftstransportfahrzeuge (MTF) waren dabei bis obenhin vollgeladen mit Atemschutzgeräten, Druckluftflaschen und Schutzausrüstung.

Der Atemschutzeinsatz

Der Atemschutzeinsatz ist eine der anspruchsvollsten Tätigkeiten der Feuerwehr. Dank unserer Schutzkleidung und der mitgeführten Atemluft in den Pressluftatmern sind wir heute in der Lage im Menschenrettung und Brandbekämpfung im brennenden Objekt selbst durchzuführen (der so genannte Innenangriff). Allerdings stellt dies die Atemschutzgeräteträger (AGT) vor große physische und psychische Belastungen: Im Brandraum herrschen Temperaturen bis zu einigen hundert Grad Celsius, oft sieht man durch den Brandrauch buchstäblich nicht mehr die Hand vor Augen (Nullsicht). Zusätzlich zum allgemeinen Stress der Einsatzsituation trägt der AGT dabei bis zu 40 Kilogramm an Ausrüstung und hat durch Schutzausrüstung und Atemschutzgerät eine deutlich eingeschränkte Bewegungsfreiheit.

Aus diesen Gründen werden hohe Anforderungen an die Fitness und Ausbildung der Geräteträger gestellt. So muss jeder AGT alle drei Jahre zur arbeitsmedizinischen Untersuchung (G26.3 - Befähigung zum Tragen von umluftunabhängigen Atemschutzgeräten). Diese enthält unter anderem eine Überprüfung des Lungenvolumens und ein Belastungs-EKG. Weiterhin müssen alle Geräteträger jährlich (mindestens) eine theoretische Ausbildung, eine Einsatzübung und einen erfolgreichen Durchgang durch eine Atemschutzübungsstrecke nachweisen, um ihre Tauglichkeit zu behalten.

Um diesen hohen Standard weiter zu verbessern haben die Feuerwehren der Stadt Hofheim ein harmonisiertes Atemschutzkonzept erarbeitet. Dieses vereinheitlicht die Ausbildung und das Vorgehen im Einsatz der sieben Feuerwehren. Eine der Forderungen des Konzepts ist, dass jeder Geräteträger nach Möglichkeit alle zwei Jahre an einer Heißausbildung teilnehmen soll.

Am Karsamstag endete die doch recht kurze Nacht für uns schon um 6:30 Uhr. Nach einem schnellen Frühstück (Glücklicherweise konnten wir unseren netten Hotelwirt überreden für uns schon eine Stunde früher ein Frühstück zubereiten, auch wenn das Buffet eigentlich erst um 8 Uhr öffnete. Vielen Dank!) fuhren wir auf die andere Flussseite zu RAGTAL. Nach einigen Schwierigkeiten schafften wir es dann doch die gut versteckte Anlage zu finden (Sie befindet sich in einem verlassenen Steinbruch und hat keine Adresse...). Dort wurden wir schon von unseren Ausbildern erwartet.

Nach einer kurzen Einführung heizten die Ausbilder das Feuer an und wir begannen damit unsere Ausrüstung vorzubereiten (was doch recht lange dauert, wenn das nicht einsatzbereit auf dem Fahrzeug verladen ist, sondern aus Einzelteilen in Transportkisten zusammen gebaut werden muss).
In der ersten Übung ging es um die Wärmeerfahrung und das "Lesen" im Rauch. Dazu nahmen wir alle zusammen in einem großen Raum in einem Container Platz während im Nebenraum ein großer Stapel Platten brannte. So konnten uns die Ausbilder zeigen, wie sich das Feuer beim Öffnen und Schließen der Tür zum Brandraum verhält. So kann es beim Öffnen der Tür zur Durchzündung des gesamten Brandrauches führen, so dass eine Feuerwalze an der Decke entlang läuft (eine Rauchgasdurchzündung oder auch Rollover).

Nachdem wir mit dieser "Wärmeerfahrung" auf Betriebstemperatur gebracht waren, ging es in der zweiten Übung truppweise in diesen Container vor um genau die gerade erlebten Rollovers zu verhindern. Dabei öffnet der Truppführer (Chef auf luxemburgerisch) die Tür während der Truppmann gleichzeitig mit einem Hohlstrahlrohr die Ausbreitung der Flammen verhindert. (Ein Hohlstrahlrohr ist ein spezielles Strahlrohr, dass sehr feine Wassertröpfchen in einem großen Öffnungswinkel abgibt und damit eine sehr hoche Löschwirkung erzielt.)

Heißausbildung

Bei einer Heißausbildung erfahren die Atemschutzgeräteträger die Wärmebelastung durch ein echtes Feuer und können Erkundungs- und Löschtechniken in einer kontrollierten Umgebung üben. Diese Brandsimulationsanlagen bestehen meistens aus mehreren Containern, aus denen Brandwohnungen oder -häuser nachgebaut werden. Die von uns besuchte Anlage ist feststoffbefeuert, was bedeutet, dass in ihr Holzpaletten verbrannt werden. Dadurch entsteht ein sehr realistisches Verhalten des Brandrauches, da die Hauptbrandlast bei Wohnungsbränden von Möbeln kommt, die eben größtenteils aus Holz sind.

Im Gegensatz zu einer gasbefeuerten Anlage lässt sich hier das Feuer aber nicht auf Knopfdruck abschalten. Die Sicherheit für die eingesetzten Feuerwehrleute wird durch die Anwesenheit von Ausbildern in der Anlage (natürlich ebenfalls unter Atemschutz) und vorhandene Notausgänge sichergestellt.

Für die dritte Übung zogen wir in die größte der Übungsanlagen um. In dieser simulieren mehrere Container ein mehrstöckiges Haus mit einer Vielzahl von Zimmern. Das erste angenommene Szenario war ein ebenerdiger Zimmerbrand. Hier mussten die Trupps das Vorgehen in eine unbekannte, verrauchte Umgebung und das Auffinden eines Brandherdes anwenden.

Nach dem Mittagessen ging es zur vierten und letzten Übung erneut in die große Brandsimulationsanlage. Diesmal allerdings mit einem komplett anderen Szenario (und umgestellten beweglichen Wänden im Inneren, damit es wieder ein unbekanntes Objekt war): Angenommen war ein Kellerbrand mit einer vermissten Person. Um den Kellerbrand zu simulieren, stiegen wir im ersten Stock in die Anlage ein, den wir als ebenerdig annahmen. Bei dieser Übung war das Schlauchmanagment und das effiziente Absuchen der Räume nach der vermissten Person entscheidend. Der mit Wasser gefüllte Schlauch ist schwer und bleibt liebend gerne an den ganzen Ecken in den engen Zimmern hängen. Aus diesem Grund ist es entscheidend den Schlauch immer wieder nachzuführen und neu zu ordnen, damit einem zum Schluss nicht der entscheidende Meter fehlt.

Nach dieser Übung konnten wir uns ans Zusammenpacken machen und nach einem langen und ereignisreichen Tag die Rückfahrt nach Hofheim antreten.

Während unseres Trainings dort haben wir auch erfahren, dass alle Ausbilder bei RAGTAL wie auch wir freiwillige Kräfte sind. Für unser Training dort haben sich insgesamt zehn Ausbilder und Helfer ihren Karsamstag um die Ohren geschlagen.

Dafür und für die lehrreichen Übungen ein herzliches Dankeschön!

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